Unsere Praktikant*innen

Vom Tonhalle-Orchester Zürich lernen

Wir sehen uns dem musikalischen Nachwuchs verpflichtet. Daher bietet das Tonhalle-Orchester Zürich jede Saison für zehn Monate, von September bis Juni, Praktikumsplätze für Orchester-Praktikant*innen an.

Die Nachwuchsmusiker*innen werden durch Orchestermitglieder betreut und unterrichtet und wirken bei Proben und Konzerten mit. In dieser Saison sind diese fünf jungen Musiker*innen Teil des Tonhalle-Orchesters Zürich – wir stellen Sie Ihnen gerne etwas näher vor:

Wer oder was hat Sie am meisten geprägt und in welcher Weise?

Beatrice Harmon: Meine damalige Geigenlehrerin in Basel, Emilie Haudenschild, hat mir viele musikalische sowie nicht-musikalische Werte weitergegeben. Doch ich erlebe jeden Tag Momente, die mich zum Nachdenken anregen und mich inspirieren, sei es im Konzert, im Austausch mit anderen Musiker*innen oder beim Hören meiner Lieblings-CD.

Brandon Garbot: Alles und jeder beeinflusst mich weiterhin. Bildende Kunst, Kino, Performance-Kunst, Literatur, beeinflussen meine Herangehensweise an Musik und Geige. Mein Vater ist Illustrator und bildende Kunst war von klein auf ein Teil von mir. Da ich aus dem pazifischen Nordwesten der USA stamme, sind die Natur und das Draussensein ein grosser Teil meines Wesens, wie ich jetzt weiss. Natürlich habe ich das Glück, in meinem Leben schon viele grossartige und inspirierende Geigenlehrer gehabt zu haben.

Remea Friedrich: Meine Eltern sind beide Musiker, weswegen ich schon in meiner frühen Kindheit mit Musik umgeben war.

Ruth Eichenseher: Ich kann mich erinnern, dass in meiner Familie auf unterschiedliche Arten viel musiziert und Musik gehört wurde. Meine Mutter ist eine leidenschaftliche Laiensängerin und mein Grossvater spielte Klavier. So kam ich früh mit Bach, Brahms und Schumann in Kontakt. Mein Vater steht der klassischen Musik insgesamt eher etwas abgeneigt gegenüber. Ich habe daher auch viel Rock und Popmusik gehörte und z.B. die britische Band Queen lieben gelernt.

Gabriel Faustino dos Santos: Die Person, die mich am meisten beeinflusst und motiviert hat, ist mein Professor Hudson Cunha, von den Anfängen meiner Praxis bis heute. Er ist gleichzeitig mein Lehrer und jetzt ein guter Freund. Er hat immer an mich geglaubt und mich angetrieben, härter zu arbeiten und meine Schwierigkeiten zu überwinden. Er hat mich immer motiviert und mir gezeigt, wie schön es ist, ein professioneller Musiker zu sein.

Wo haben Sie Ihre Ausbildung absolviert?

Beatrice Harmon: Meine musikalische Ausbildung habe ich als Schülerin an der Musik Akademie Basel begonnen und setze sie seither im Studium an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) fort.

Brandon Garbot: Am längsten habe ich am Curtis Institute in Philadelphia studiert, aber auch einige Zeit in Yale und am Cleveland Institute of Music. Derzeit studiere ich in Basel an der Hochschule.

Remea Friedrich: Ich absolviere momentan meinen Bachelor Klassik an der Zürcher Hochschule der Künste.

Ruth Eichenseher: Ich besuchte ein musisches Gymnasium in Augsburg, begann als Jungstudentin an der Hochschule für Musik in Nürnberg und Würzburg zu studieren und wechselte schliesslich für den Bachelor an die Zürcher Hochschule der Künste, wo ich im Moment noch meinen Pädagogikmaster studiere.

Gabriel Faustino dos Santos: Ich begann mein Kontrabassstudium im Rahmen eines sozialen Projekts. Als Jugendlicher setzte ich mein Musikstudium an der Escola de formação de instrumentistas de cordas – ein soziales Projekt zur musikalischen Förderung von Kindern und Teenagern – fort. An dieser Schule wurde ich von Professor Hudson Cunha ausgebildet, damit ich an der Universität studieren konnte. Nach bestandener Aufnahmeprüfung begann ich ein Studium an der Bundesuniversität von Minas Garais und bewarb mich nach meinem Bachelorabschluss 2017 an der Haute école de musique Genève, wo ich derzeit mein letztes Masterjahr absolviere.

Ihr allererstes Konzerterlebnis – wie war das und warum war es so prägend?

Beatrice Harmon: Ich kann mich nicht mehr an mein allererstes Konzerterlebnis erinnern, da mich mein Vater schon sehr früh in klassische Konzerte mitnahm. Wir besuchten zusammen die Kammermusikabende befreundeter Musiker*innen, halfen beim Billettverkauf oder Stühleaufbauen, oder aber gingen ins Stadtcasino, wenn das Sinfonieorchester Basel oder die Wiener Philharmoniker auftraten. Als kleines Mädchen mag ich vielleicht nicht jedes dieser Konzerte verstanden haben, aber mir wurde das Gefühl vermittelt, dass man durchs Musizieren zu einer Familie zusammenwachsen kann – einer Familie, der ich sehr gerneangehören wollte.

Brandon Garbot: Mein erstes Konzerterlebnis war, als ich einen Freund im Kindergarten bei einem Schulkonzert Violine spielen hörte. Ich hatte die Geige noch nie zuvor live gehört und war fasziniert. Als ich im nächsten Schuljahr vor die Wahl gestellt wurde, ob ich eine Sprache oder ein Instrument lernen sollte, entschied ich mich natürlich für die Geige.

Remea Friedrich: Ich kann mich noch gut daran erinnern, als Kind in einem Publikumskonzert, in welchem das Tonhalle-Orchester Zürich gemeinsam mit Amateuren den «Boléro» spielten, mitgewirkt zu haben. Es war mein erster Auftritt als Teil eines Orchesters in einer grossen Konzerthalle.

Ruth Eichenseher: Eines meiner ersten Orchesterkonzerte als Kind war der «Karneval der Tiere» von Camille Saint-Säens mit dem Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks. Ich hatte als Kind eine CD davon, die ich rauf und runter hörte und ich fand es besonders toll, die Musik schliesslich live zu hören und die Musiker*innen und die Instrumente beim Spielen auch sehen zu können.

Gabriel Faustino dos Santos: Ich weiss nicht, welches mein erstes Konzert überhaupt war, aber das wichtigste Konzert in meinem jungen Leben erlebte ich als 13-Jähriger. Ich spielte zum ersten Mal auf einem Festival mit einem Sinfonieorchester. Als ich sah, wie viele Instrumente gleichzeitig spielten und einen so schönen Klang erzeugten, wusste ich, dass ich als professioneller Musiker arbeiten wollte.

Wie sah Ihr erster Kontakt mit dem Tonhalle-Orchester Zürich aus?

Beatrice Harmon: Mein erster Kontakt mit dem Tonhalle-Orchester Zürich war wahrscheinlich in meiner Kindheit, wurde aber mit Beginn meines Studiums in Zürich zunehmend vertieft. Ich erinnere mich gerne an die Zeiten, als das Orchester in der Tonhalle Maag spielte – in unmittelbarer Nähe des Toni-Areals, was für uns Studierende ein Luxus war (Anm. der Red: die ZHdK liegt in der Nähe der früheren Tonhalle Maag). Konzertbesuche mit Freund*innen wurden seither zu einer Regelmässigkeit, natürlich auch heute in der Tonhalle Zürich.

Brandon Garbot: Meine erste Erfahrung mit dem Tonhalle-Orchester Zürich ist eine Aufnahme der Mozart-Violinkonzerte mit Pamela Frank, einer meiner Mentorinnen aus meiner Studienzeit in Philadelphia.

Ruth Eichenseher: Als ich vor fünf Jahren in die Schweiz kam, um zu studieren, irrte ich am Tag meiner Einreise umher, um meine Wohnung zu finden. Ein Musiker des Tonhalle-Orchesters Zürich identifizierte mich an meinem Cellokasten als Musikerin und half mir netterweise, die Adresse zu finden. Während des Studiums lernte ich meinen jetzigen Lehrer Thomas Grossenbacher kennen, der bis vor kurzem Solo-Cellist des Orchesters war. Seitdem besuchte ich oft Orchesterkonzerte und bin von dessen Klang fasziniert.

Gabriel Faustino dos Santos: Mein erster Kontakt mit dem Tonhalle-Orchester Zürich war durch einige Videos auf Youtube. Es ist ein wirklich erstaunliches Orchester.

veröffentlicht: 15.03.2022

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