Lisa Larsson © Merlijn Doomernik

Lisa Larsson im Interview über Franz Berwald

Ausserhalb Schwedens ist Franz Berwald kaum bekannt. In Schweden gilt er als herausragender Komponist des 19. Jahrhunderts. 1796, ein halbes Jahr vor Schubert, in Stockholm geboren, starb er dort 1868, im Gründungsjahr der Tonhalle-Gesellschaft Zürich.

Die Sopranistin Lisa Larsson nahm das zum Anlass, eine Auswahl von Berwalds Klavierliedern von Landsmann Rolf Martinsson orchestrieren zu lassen und nun in der Tonhalle Maag zur Uraufführung zu bringen.

Im Zentrum Ihrer Konzerte im November steht der schwedische Komponist Franz Berwald (1796–1868). Rolf Martinsson hat verschiedene Lieder von Berwald für Orchester bearbeitet. Diese werden Sie nun in Zürich zur Uraufführung bringen. Berwald, Martinsson, Larsson: Wie kam es zu diesem ganz speziellen Projekt?

Franz Berwald, der wie ich selbst aus Schweden stammt, starb 1868 und ging damit aus der Welt, als die Tonhalle-Gesellschaft Zürich in die Welt kam. Ich wusste von Berwald, dass er für seine Sinfonien und sein Violin-Konzert berühmt ist. Es war mir auch bekannt, das Berwald Vokal-Musik geschrieben hatte. Aber ich wusste nicht, ob die Vokal-Musik Berwalds auch wirklich gut ist. Also habe ich eine gute Freundin beim Schwedischen Rundfunk kontaktiert, welche mir erklärte, dass Berwald wunderbare Vokal-Musik geschrieben hatte. Sie schickte mir alles, was sie von Berwald zum Anhören hatte. Also sass ich im Sommer 2016 mit allem da, was es beim Schwedischen Rundfunk von Berwald gab. Es war mir eigentlich klar, dass ich eine Opernszene, etwas Festliches von Berwald vorbereiten würde, was zum 150-Jahre-Jubiläum der Tonhalle passt. Doch dann war ich sehr überrascht, wie die schlichte Schönheit von Berwalds kleinen Liedern mich und meine Seele am meisten berührte.
Ich schlug vor, dass Rolf Martinsson die Lieder orchestrieren soll, denn mit dem schwedischen Komponisten ergab sich ein weiterer roter Faden für mein Projekt. Franz Berwald war nämlich ebenso Mitglied in dieser königlichen Institution, wie Rolf Martinsson es heute ist. Zudem kennt Rolf Martinsson die schwedische Tonsprache sowie meine Stimme bestens und ist ein Meister der Instrumentierung.

Wieso liessen Sie die Lieder denn für Orchester arrangieren?
Weil mir daran gelegen ist, Berwalds Lieder einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Gemeinsam mit Rolf Martinsson konnte ich die verschiedenen Stimmungen der Lieder in neue Orchesterfarben umwandeln. Mit der Orchesterfassung können wir den Liedern neues Leben einhauchen!

Hängen die Lieder, die Sie singen werden, inhaltlich zusammen?
Oh ja, es handelt sich nämlich keinesfalls nur um ein ‹Lieder-Bouquet›. Ich habe insgesamt neun Lieder von Berwald ausgewählt, deren letztes – «Traum» – dem Zyklus den Titel gab: «Traumreise». Zu Ehren des Tonhalle-Orchesters Zürich nehmen uns die Lieder mit auf eine musikalische Reise vor gut 150 Jahren, die uns von Schweden, der Heimat Berwalds, Martinssons und mir, über Frankreich – dessen Nationalsprache im 19. Jahrhundert auch in Schweden gesprochen wurde, ähnlich wie in der Schweiz also – bis in den deutschen Sprachraum zum Tonhalle-Orchester Zürich führt. Auf dieser imaginierten Reise erlebt das Publikum sowohl das Volkstümliche und das Royalistische von Schweden, das Sinnlich-Erotische der französischen Kultur und schliesslich das Romantische der deutschen Gefilde. Für jede Sprache fand Berwald eine ganz spezifische Tonsprache. Die Lieder erlauben es mir, verschiedene kleine Geschichten zu erzählen – in Verbindung mit Berwalds Musik in Martinssons Orchestrierung kann ich hoffentlich die Seele der Zuhörenden noch stärker berühren, mit dem Ziel, die Musik und Poesie auf einer Reise nach Zürich wie in einem Traum zu vermitteln. Ich werde die einzelnen kurzen Lieder ohne Pause durchsingen, was zwar sehr herausfordernd ist, es aber ermöglicht, alles wie in einem Traum durchfliessen zu lassen.

veröffentlicht: 20.11.2018

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