Interview

50 Fragen an Paavo Järvi – Teil 4

Mit 50 Antworten nimmt der neue Chefdirigent und Music Director Paavo Järvi Sie durch sein erstes Jahr in Zürich mit. 

Melanie Kollbrunner

41. Was haben Sie immer bei sich?
(Schaut auf sein rotes Armband) Das hier trage ich immer. Es ist ein Geschenk meiner Töchter.

42. Mit wem in dieser Welt würden Sie gerne eine Dampfschifffahrt auf dem Zürichsee unternehmen?
Wenn Sie jetzt denken, ich nenne einen der grossen Komponisten der Musikgeschichte, dann täuschen Sie sich aber. Ich bin froh, musste ich den Kerlen nicht begegnen. Auf einem Dampfschiff? Da müsste doch Platz für das ganze Tonhalle-Orchester Zürich und noch mehr Freunde sein.

43. Ihre grösste Jugendsünde?
Weiter.

44. Frühlingserwachen in Zürich. Was verbinden Sie mit dem Frühling?
Frühling bringt Hoffnung, immer wieder, jedes Jahr.

45. Ärgern Sie sich eigentlich über Patzer der Orchestermusiker?
Nein, Fehler sind menschlich.

46. Welches ist der gröbste Schnitzer, den Sie sich unterwegs erlaubt haben?
Ach, da gibt es so viele. Was unter dem Strich bleibt im Leben, das sind nicht die Schnitzer.

47. Worauf sind Sie stolz?
Wenn ich hier eine einzige Sache nennen darf, dann ist es einfach. Wenn etwas ohne jeden Zweifel wundervoll ist, dann sind es meine beiden Mädchen.

48. Was macht Ihnen Angst?
Oh, die letzten Dinge, die uns alle begleiten. Der Weg, der sich verkürzt, je weiter man ihn geht. Und die Welt, die wir unseren Kindern zurücklassen.

49. Welche Bedrohungen sehen Sie für diese Welt?
Faschismus, Klimawandel.

50. Ihre Einsätze verlangen viele Reisen. Wie vereinbaren Sie dies mit Ihren Überlegungen zum Klima?
Ich fliege oft und weit. Ich versuche nicht, dies zu beschönigen. Allerdings glaube ich, dass wir dringend ein grosses politisches Umdenken brauchen. Wenn Greta Thunberg lange Schiffsreisen auf sich nimmt, dann hat das einen unermesslichen symbolischen Wert. Sie, ihre Generation, schaut hin. Meine Töchter stellen den Wasserhahn ab, während ich die Zähne putze. Sie sehen die Themen ohne jede Angst vor Verlusten. Wir sind dem allem nicht als Individuen gewachsen. Es braucht die Politik, die Industrien, es braucht Regulierung und echten Willen, damit wir weiterkommen.

veröffentlicht: 06.03.2020